Warum eine CD?

Cover CD A Scottish Night klein„A Scottish Night“ ist zu allererst eine Lesung, die Georg schon vor einiger Zeit konzipiert hatte. Durch einen Zufall kam ich als Gitarrist bei einer Veranstaltung in Eutin hinzu- so hieß es dann „Szenische Lesung mit Musik“. Georg und ich fingen an, szenische, literarische und musikalische Elemente immer mehr miteinander zu kombinieren. Es entstand die „Schottland Revue“.

In den letzten beiden Jahren sind wir relativ häufig mit diesem Programm unterwegs gewesen, und immer wieder wurden wir nach einer CD gefragt. Jetzt also ist es soweit: FAR BEYOND TWEED gibt es ab sofort auch zum Mitnehmen.

Die Herausforderung

Die Textsammlung von „A Scottish Night“ ist ein bunter Kosmos von Eindrücken, IMG_7932_1200Geschichten, Briefen und Beschreibungen, es wird also keine zusammenhängende Geschichte erzählt. Außerdem ist unser Programm gut neunzig Minuten lang, auf eine CD passen jedoch nur etwas mehr als sechzig. Neben der Auswahl der Texte mit dem unvermeidlichen „Kill Your Darlings“ stand die Frage: wie können wir die Schottische Nacht so gestalten, dass auch jemand, der uns noch nicht live gesehen hat, diesem Abenteuer folgen kann?  Denn wir wollten keinen reinen „Fan-Artikel“ produzieren.

Die Lösung: das musikalische Hör-Spiel-Buch

Wir brauchten zunächst einen roten Faden und kamen auf die Idee einer Reise durch Schottland. Als Rahmenhandlung nahmen wir einen zweiten Sprecher auf, den „Wanderer“. Er nimmt die Zuhörer zu Beginn eines jeden Kapitels in die jeweilige Geschichte. So ist aus der Revue eine Mischung aus Hörbuch und Hörspiel mit ganz viel Musik geworden.

Die Mitwirkenden

Arthur HentzschIMG_2493

Ich lernte Arthur vor einigen Jahren auf einer privaten Lesung kennen und war sofort gefesselt von seinem Vortrag. Als professioneller Sprecher beherrscht er das gesamte Repertoire dieser Kunst. Um so erfreuter war ich, als er ganz spontan seine Mitwirkung in diesem Projekt zusagte. Er ist „der Wanderer“ durch Schottland und tritt mit seiner Sprechstimme in einen wunderbaren Dialog zur „Theaterstimme“ von Georg. Wer sich für Arthurs weitere Projekte interessiert, sollt www.die-hörbühne.de  besuchen.

Annette KahleyssAnnette Kahleyss

Annette ist nicht nur eine langjährige, sehr gute Freundin von mir, sondern auch eine hervorragende Cellistin. Auch sie war sofort dabei, und dafür sei ihr ganz herzlich gedankt. Sie hatte sehr viel Geduld mit meinen mangelhaften Notationskenntnissen und hat meine Ideen mit diesem wundervollen Cello-Ton meisterlich umgesetzt.

Michael Pfirrmann

„A Scottish Night“ ist das fünfte Projekt, das ich mit dem Studio KLANGKOMPLEX  von Michael Pfirrmann und Marthe Borge-Lunde Pfirmann verwirklichen konnte. Ohne ihn wären all die schönen Tonträger schlicht nicht denkbar. Seine sehr guten Ohren, sein Verständnis für die Art von Musik, die ich machen möchte und seine Geduld und Genauigkeit sorgen für die hohe Qualität dieser ProdMichael Pfirrmannuktion. Unser Hör-Spiel-Buch stellten besondere Herausforderungen an uns als Produzenten- und die Arbeit mit ihm war zu jedem Zeitpunkt eine große Freude. Wenn Sie mehr über den KLANGKOMPLEX wissen möchten, dann besuchen Sie bitte www.klangkomplex.de

Zur Musik

Im Live-Programm bin ich, was die Wahl der musikalischen Mittel angeht, doch ziemlich begrenzt. Meine Musik soll die „Schottland-Atmosphäre“ untermalen, quasi als kleine Verbindung von einem Text zum nächsten dienen. Für die CD habe ich diese Miniaturen komplett überarbeitet und neu arrangiert.

An einigen Werken habe ich allerdings nichts verändert- denn sie sind perfekt so, wie sie sind. Und sie kommen von Ian Melrose.Ian Melrose

Vor gut 12 Jahren begann ich mich für „Acoustic Fingerstyle“ zu interessieren und fing an, zu diesem Thema Workshops zu besuchen. So lernte ich Ian kennen. Der gebürtige Schotte lebt seit Jahren in Berlin und ist unbestritten einer der besten „Fingerstyler“, die es gibt. Seine Spezialität ist die keltische Musik, insbesondere natürlich die alten schottischen  Weisen, von denen ich hier einige zitiere. Ian hat nicht nur mir geholfen, diese Art des Gitarrenspiels zu verstehen, er stand auch meinem Duo mit Jörn Rönneburg immer hilfreich zur Seite. Über die Jahre pflegen wir eine herzliche Verbindung. Wer sich für diese Songs interessiert, dem empfehle ich dringend, die Alben (und zwar alle!) von Ian Melrose zu erwerben. Mehr Informationen finden Sie zum Künstler und seiner Musik auf www.ianmelrose.com

Zum Inhalt

Kapitel 1: Die Reise beginnt

Nach einer kurzen Einführung von Arthur Hentzsch spiele ich das Titel-Thema A Scottish Night, eine Komposition, die als Stimmungsbild für das alte, mystische Schottland geschrieben habe. Hierzu habe ich viele sogenannte Fageolett-Techniken auf der Gitarre benutzt und eine kleine Bottleneck-Melodie hinzugefügt.

Theodor Fontane um 1860

Theodor Fontane um 1860

Georg beginnt mit einem Auszug aus Theodor Fontan

es Gedicht Die Brücke am Tay, gefolgt von meinem kleinen Thema Fontane, das ich auch im Bühnenprogramm spiele. Der Brief von Theodor Fontane an Bernhard von Lepel wird untermalt von meiner

 

Bearbeitung des Skyeboat-Song.

Kapitel 2: Nach Schottland also!

Der alte schottische Folksong Dark Island, hier in einer Version von Ian Melrose führt zur Beschreibung von Land und Leuten mithilfe von Favell Lee Mortimer. Den Abschluss dieses Kapitels bildet ein kleiner Auszug aus Nessies Hornpipe, ebenfalls von Ian Melrose komponiert.

Kapitel 3: Von London nach Edinburgh

Die Beschreibung der Zugfahrt durch Schottland von Fontane und mein Stück Bahnfahrt für die musikalische Umsetzung der schwindelerregenden „40 Meilen pro Stunde“  begleiten uns auf die Reise zur Hauptstadt. Das „Thema Scotland The Brave“ klingt hier schon einmal an.

Mrs. Favell Lee Mortimer

Mrs. Favell Lee Mortimer

Kapitel 4: Die schönste Stadt der Welt

Friedrich Engels

Friedrich Engels

Mrs. Mortimer beschreibt uns das wunderbare Edinburgh. Die Schattenseite der großen Stadt wird eindrucksvoll von Friedrich Engels in seinem Bericht Zur Lage der arbeitenden Klasse in England dargestellt. Ganz kurz kommt Johanna Schopenhauer zu Wort, dann hören wir The Southwind, ein keltisches Stück aus der Feder von Franco Morone. Ein Spaziergang mit Fontanes Stadtführung beschließt diesen Ausflug in die schönste Stadt der Welt.

Kapitel 5: Scotland, Bloody Scotland

Theodor Fontanes Ballade Maria und Bothwell erzählt beispielhaft aus der blutigen Geschichte des Landes.

Kapitel 6: Von Engländern und Schotten

Robert Burns

Robert Burns

Das Verhältnis der beiden zueinander ist geprägt von ständigen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit. Der schottische Nationaldichter Robert Burns hat dazu unter anderem das Lied Parcel Of Rogues geschrieben. Wir hören zunächst die Übersetzung der Strophen ins Deutsche von Georg und dann meine Bearbeitung des Liedes.

Wir setzen die Reise auf See fort mit dem alten Matrosentanz Sailor´s Hornpipe und Fontanes Anekdote Von Engländern und Schotten, die den Konflikt der beiden humorvoll illustriert. Dazu passt die „Fiedler-Melodie“ What Can A Young Lassie Do Wi´ An Auld Man, ebenfalls von Robert Burns verfasst.

Kapitel 7: Der HighlanderDSC01703

Unsere Fassung der inoffiziellen schottischen Hymne Scotland The Brave kommt recht eigenwillig daher. Georg hat 3 Strophen aus dem riesigen Fundus an Versionen ausgesucht: die erste aus dem Original, die zweite aus einer Comedy-Fassung- und die dritte hat er selbst verfasst!

Mit vollem Mund leitet unser Wanderer Arthur das Thema Essen ein, das wieder von Mrs. Mortimer behandelt wird. John Barleycorn ist eine Ballade vom Korngeist und vom Whiskybrennen. Für meine Bearbeitung des Songs von Robert Burns habe ich mich für eine lebhafte Hillbilly-Version mit Banjo entschieden.

Kapitel 8: Hexen, Geister und Monster

Georg erzählt von Kelpies und Selkies. Das bekannteste Kelpie ist wohl das Monster von Loch Ness- und die traurigste Geschichte wird im Song The Great Silkie erzählt. Hier kommt die Shruti-Box zum Einsatz, die in unserer Bühnen-Show immer wieder bestaunt wir. Wir nutzen sie als „Dudelsack für den kleinen Mann“. Shruti BoxNessie

Georgs The Banshee erzählt von einer leibhaftigen, gruseligen Begebenheit während eines seiner Aufenthalte in Schottland, und die wunderbare Fiddler-Weise Neil Gow´s Lament On The Death Of His Second Wife in einer Bearbeitung von Ian Melrose erwärmt noch einmal die Herzen, bevor Burns´ unglaubliche Geschichte von Tam O´ Shanter uns in den Bann schlägt.

Kapitel 9: Scottish Farewell

Wir verabschieden uns aus Schottland mit einem kleinen Auszug von Shakespeare´s Macbeth (in einer deutsch-englischen Simultanfassung) und schließen, wie in unserem Live-Programm, mit Fontanes Die Brücke am Tay– und einer Reprise des musikalischen Themas von A Scottish Night.

Quellenverzeichnis

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch England und Schottland, Band 2, Verlag der Nationen, Berlin 1991, 2. Auflage
  • Gerth, Klaus u.a. (Hrsg.): Lesebuch 65, Hermann Schroedel Verlag, Hannover 1965
  • Favell Lee Mortimer: u.a. (Hrsg.): Die scheußlichsten Länder der Welt, Piper Verlag, München 2010
  • Karl Voß: Reiseführer für Literaturfreunde Schottland, Verlag Ullstein, Frankfurt a.M. 1986
  • Karlhans Frank: Nach Schottland reisen. But don´t kill it. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1985
  • William Shakespeare: Werke in 2 Bänden, Th. Knaur Verlag, München 1955

Wolfgang Dreller